Meine Hobby´s:
(Meine Hobby´s /
Mein Truck der "Knight Hauler" von Tamiya)
 


In elegantem Dunkelblau lackiert präsentiert sich der neue Army-Truck aus dem japanischen Haus in den Anzeigen und auf dem Deckel des überdimensionalen Bausatz-Kartons. Dessen Größe überrascht
nach dem Öffnen nicht mehr, wenn man das riesige Fahrerhaus bis auf den Dachspoiler komplett in einem Stück vorliegen sieht.
Auch sonst bietet sich der Baukasteninhalt dem Betrachter aufgeräumt, alles ist entweder in Tüten oder in weiteren Kartons mit aufgedrucktem, martialischem Ritter hoch zu Ross verpackt. Man kann sagen, was man will, Eindruck macht die Ladenverkaufspackung allemal.

         
Reichliche Arbeit: Baukasteninhalt bis zur letzten        Der Leiterrahmen besteht aus Metalllängsträgern und       Rahmen mit den seitlichen Anbauten aus
Schraube.                                                                             
 Kunststoffquerträgern.                                                                 verchromten Kunststoff.

Ritterliche Ordnung

Nach dem ersten Beschnuppern sollte der Blick zur gewohnt vollständigen, 35-seitigen Bauanleitung gehen, um das Geheimnis um die vielen Bauteilebeutel und Spritzlinge zu knacken. Die Bezeichnung der einzelnen Teile und ihre statistische Verteilung auf die jeweiligen Behältnisse war auch nach einiger Zeit noch ein Rätsel. Doch zum Glück widmen sich die letzten Seiten des Handbuchs ausschließlich dem Thema der richtigen Zuordnung, sodass sich mit der gehörigen Geduld noch jedes Bauteil anfand.

               
 Über der Vorderachse sind  Lenkservo (vorne)                   
Das sind die Einzelteile für                  Getriebebau: Innerhalb einer guten Stunde            Geschafft: Getriebeblock kurz vor dem Einbau
 und Schaltservo (hinten) montiert.                                            Achsen und Schaltgetriebe.                entsteht aus den Einzelteilen ein                                in das Kunststoffgehäuse; Man erkennt unten
                                                                                                                                                                             funktionsfähiges Schaltgetriebe.                               
die Schaltstange mit den Klauen, in Neutralposition
                                                                                                                                                                                                                                                                        ist der zweite Gang eingerastet.


Es erwies sich in diesem Zusammenhang als zweckmäßig, zumindest alle Schrauben und Kleinteile tütchenweise in einem Sortimentkasten auszulagern und mit der Beutelbezeichnung zu kennzeichnen. So ist gerade bei ähnlichen oder schwer zu identifizierenden Teilen die spätere Zuordnung leichter.Auf Grund der recht übersichtlichen Anleitung ist ein sklavisches Vorgehen nach der vorgeschlagenen Ordnung nicht notwendig, man kann sich durchaus von der Mitte nach vorne und wieder zurück arbeiten, wenn man ein bisschen gesunden Menschenverstand walten lässt.

Vom Knappen zum Ritter

Nach dem Zusammenbau des Rahmens aus zwei einzelnen Längsträgern, bestehend aus schwarz lackierten Metallprofilen und einer Reihe von Kunststoffquerträgern, ging es zunächst zur Getriebemontage. Für jeden technisch interessierten Menschen ist der Zusammenbau des Dreigangschaltgetriebes ein Gedicht. Wirkungsvoller und nachhaltiger kann man die Funktion eines Schaltgetriebes nicht erklärt bekommen, als sie durch eigener Hände Arbeit zu erfahren. Trotz der verwendeten Kunststoff-Zahnräder und der Lagerung in einfachen Bundbuchsen statt Kugellagern funktioniert das Getriebe gut und lässt sich auch für den Laien leicht zusammenbauen. Und wie die Praxis auf den Parcours landauf, landab zeigt, ist auch die Alltagstauglichkeit gegeben. Wenn gleich das an sich gute Konzept durch das systembedingt große Spiel in der Kraftübertragung und den leider noch immer viel zu schnell drehenden Motor etwas getrübt erscheint. Es ist ja seit Jahren ein offenes Geheimnis, dass der verbaute Mabuchi 540 SH von seiner Charakteristik und dem Drehzahlniveau viel besser zu den RC-Cars aus gleichem Hause passt als zu den Trucks.

         
Verchromte Kunststoffteile und schöne Decals verzieren  
Farbauftrag drei- bis viermal Tamiya Deep Metallic       Die Befestigung der seitliche Luftleitbleche mit kleinen Metallwinkeln
das fertige Modell, die Lampen lassen sich beleuchten.     Blue (TS-53) aus der Dose ohne Grundierung und         und Schrauben hält auch einer raueren Fahrweise stand.
                                                                                                         zum Abschluss etwas Politur gibt dem Ritter eine
                                                                                                         würdige Farbe.

Gleiches Ross für alle

Wer die Aufrüstung auf Kugellager plant, sollte sich gleich den Umrüstsatz beim Händler mitordern oder anhand der Bauanleitung zusammenstellen. Ein späteres Austauschen zöge ein wirklich komplettes Zerlegen des Fahrzeugs, des Getriebes und der Achsen nach sich, was zeitlich überhaupt keinen Sinn macht. Bei einem Preis von rund 25,– Euro für den Satz sicherlich eine lohnenswerte (Zusatz-) Investition.
Señor Lopez hätte seine helle Freude am neuen Knight Hauler, sind doch nicht nur der Motor und der ganze Antriebsstrang, sondern auch Achsen und Aufhängung bis hin zum Rahmen mit den anderen Trucks aus dem Hause Tamiya identisch. Was dem einen Hersteller (Original) recht ist, kann dem anderen Fabrikanten (Modell) nur billig sein, der Kunde bekommt ein günstiges und ausgereiftes Modell, bei dem sich bereits vom Start weg die Ersatzteilversorgung für die wichtigsten Austauschteile schon eingespielt hat. Da mag das negative Image der immer ähnlicher werdenden Fahrzeuge leichter zu verschmerzen sein.

         
Die Sattelplatte mit der angedeuteten                                          Viel Platz zur Aufnahme der Elektronik.                        Der Akku liegt gewichtsmäßig und wartungstechnisch günstig
Verschiebemechanik ist für die Ansteuerung über ein                                                                                                            
mittig unter dem Rahmen und lässt sich leicht ersetzen.
zusätzlichen Servo eingerichtet.
 

Des Ritters Wappen

Etwas schwerer wog da schon der nunmehrige Verzicht auf die eindeutige Nachbildung eines vorhandenen Originals. Wohl um hohe Lizenzgebühren der Truckhersteller zu umgehen, schmückt sich der neue Knight Hauler mit dem Tamiya-Logo am Kühlergrill. Das mag den Scale-Modellbauer sicherlich stören, gibt ihm jedoch auch die Möglichkeit sein Modell aus der Masse etwas abzuheben, indem er ihm das originale Gesicht mitgibt. Und solange es noch keine Abgabe darauf gibt, ist das Ganze auch noch steuerfrei.
Von der Ähnlichkeit liegt der Knight Hauler wohl am dichtesten am neuen Freightliner Coronado, dem Flaggschiff der amerikanischen Tochter von DaimlerChrysler. Lediglich die vorderen Doppelscheinwerfer des Originals mit den markanten leicht schräg stehenden Rahmen wichen im Modell einfachen Breitbandleuchten. Sogar das eindrucksvolle „extended“-Hochdach auf dem Sleeper, das übrigens als erstes auf dem amerikanischen Markt über eine Innenhöhe von mehr als 100 Zoll, also über 2,5 Meter verfügte, ist mit den seitlichen Scheiben und dem Sonnendach nachgebildet.

         
Das Doppelachsaggregat an der Hinterachse        Vorderachsanlenkung und daneben der Schaltservo.          An der Sattelplatte sieht man schön den Kugelkopf
zeichnet sich durch ein gutes Federverhalten                                                                                                                   für das Betätigungsservo.
aus, die Knochen entsprechen dem Stand der
Technik in diesem Segment.


Gold und Silber schenk ich dir

Wie bei Tamiya üblich besteht bis auf die beiden Längsträger, die Vorderachse und die Federn fast alles aus Kunststoff. Das muss ansich noch kein Fehler sein, lässt sich doch eine so große Karosserie erst mit eben diesem Werkstoff leicht und widerstandsfähig herstellen. Die Oberfläche ist von solcher Güte, dass ohne weitere Spachtelmaßnahmen lackiert werden kann. Anders als beim Wettbewerber aus Wuppertal sind auch die verchromten Teile wie Kühler, Stoßstange und die seitliche Einstiegspartie aus Kunststoff. Da die Teile im Spritzling verchromt werden, kann es an manchen Stellen passieren, dass beim Heraustrennen die Chromschicht teilweise abplatzt beziehungsweise die unverchromte Verbindung zum Spritzling sichtbar wird. Auch das im Handbuch empfohlene Nachlackieren mit silbernem Lack kann den Fehler lediglich kaschieren und nicht beseitigen.
Die Kraftübertragung vom Dreiganggetriebe zu den beiden angetriebenen Hinterachsen erfolgt wie allgemein üblich über einfache Knochen, die jedoch für die auftretenden Kräfte in diesem Bereich immer ausreichend dimensioniert sein dürften. Ebenfalls üblich und leider nicht ganz so gut ist der einfache Durchtrieb der ersten Hinterachse zur zweiten. Dadurch werden die beiden Achsen mit unterschiedlich wirkendem Drehmoment beaufschlagt und verschränken sich beim Anfahren gegeneinander, was wiederum zu einer Entlastung der diagonal gegenüberliegenden Räder führt. Im Extremfall dreht an jeder Achse ein Rad durch und der Zug steht. Zugegeben, durch die recht griffigen Reifen und die relativ gleichmäßige Gewichtsverteilung tritt dieser Effekt beim Knight Hauler erst sehr spät auf.

Ritter im Fackelschein

Der Knight Hauler ist bereits für die Montage des neuen multifunktionalen Sound- und Fahrmoduls von Tamiya vorbereitet. Der Baukasten enthält den Klangkörper für den Lautsprecher, die Bohrungen für die diversen Schalter befinden sich bereits in der Rückwand des Sleepers. Da das Modul auch die Ansteuerung der Lichtfunktion übernimmt, sind alle Scheinwerfer inklusive Seitenlichtern und Dachleuchten für den Einbau von Minilampen oder LED`s vorgesehen. Selbstverständlich lassen sich auch alle gängigen Lichtanlagen der namhaften Zubehörlieferanten verbauen. Die Bauanleitung stellt den Einbau des Tamiya-Moduls dar, was leider auch zeigt, dass man trotz des eigentlichen großzügigen Innenraums im Sleeper auch die Fahrerhausinnenausstattung für die Montage opfern muss. Gerade beim Knight Hauler wäre das besonders schade, da das Fahrzeug ohne die beim Volvo aus gleichem Hause bekannten, äußerst dunkel eingefärbten Scheiben daher kommt, und somit einen Blick in den Innenraum gestattet. Die Zugänglichkeit von Motor und RC-Anlage ist nach Abnehmen des kompletten Teils Motorhaube-Fahrerhaus-Sleeper sehr gut, leider müssen zum Abnehmen und Wiederaufsetzen der Karosserie jedes Mal die unteren Enden der seitlichen Auspuffrohre um die RC-Montageplatte gebogen werden, was die Sache etwas fummelig macht. Auch für die verchromten (Kunststoff-) Tanks bleibt der häufige Kontakt nicht ohne tiefschürfende Folgen und Kratzer. Den Scale-Freak stören könnten die Köpfe der insgesamt sechs M3-Schrauben, die seitlich und hinten die Karosserie auf dem Chassis halten und die Hochglanz lackierte Oberfläche unterbrechen. Doch irgendwie muss die Hütte ja halten und das tut sie damit sehr gut. Sehr schön gelöst ist die Befestigung der Leitbleche an der Sleeperrückwand, die mit kleinen gebogenen Blechen und M2-Schrauben befestigt werden.

         
Schönes Detail an der Vorderachse:        Die Mutternschutzringe und die Muttern an             Nach amerikanischer Norm: Seitliche Dreikammerleuchten
Aufhängung an Blattfeder und                   den verchromten Felgen sind im Kunststoff            
und Rückfahrscheinwerfer in der Mitte.
zusätzliche Beruhigung durch einen        eingeprägt, wirken aber dennoch gut .
Stoßdämpfer.


Ritterwettspiele

Die Krux mit der extrem schnellen Getriebeuntersetzung wurde bereits angesprochen. Daher fand gleich ein langsamer drehender Austauschmotor aus dem Programm von Conrad seinen Platz unter der langen Haube. Da das neue Herz von den Maßen her kompatibel zu seinem Vorgänger ist, ging der Tausch schnell von statten und die Endgeschwindigkeit reduzierte sich deutlich um rund 50 Prozent. Zwar fährt der schnelle Ritter noch immer etwas hektisch um die Ecken, weswegen er wohl noch eine weitere Operation über sich ergehen lassen wird. Der lange Radstand und die weit vorne liegende Achse verleihen dem Tamiya auch in schnellen Kurven eine relativ gute Straßenlage, lediglich bei sehr engen Abschnitten ist ein häufigeres Nachsteuern notwendig. Grund ist neben dem Weg in der Anlenkung auch das etwas große Spiel in der Lagerung der Vorderräder. Auf Grund der geringen Vorderachsbelastung ist das Lenkservo jedoch kaum gefordert und kann alle Befehle schnell und unmittelbar umsetzen. Hier zeigt sich das verbaute Graupner C 5177 in seinem Element. Ein Konstruktionsprinzip der Tamiya-Trucks ist der mittig unter dem Chassis angebrachte Akku. Dadurch liegt der Schwerpunkt tief und gleichzeitig zentral zwischen den Achsen, eine übermäßige Belastung beispielsweise der Vorderachse wird vermieden. Die Folge ist ein ausgewogenes Fahrverhalten auch ohne aufgesattelten Auflieger, ohne die Vorderachse dagegen im Trailerbetrieb zu stark zu entlasten. Und beim Boxenstop lässt sich der Akku zum Nachtanken leicht von unten entnehmen und durch einen vollgeladenen ersetzen.
Bei etwas unebener Fahrstrecke zeigt die Hinterachse eindrucksvoll die Vorteile einer Pendelachsaufhängung: Auch im unballastierten Zustand folgen die Räder willig der Fahrbahndecke und behalten ständig Bodenkontakt, eine gute Traktion ist die Folge. Die relativ weichen Reifen tun ihr übriges dazu, sodass auch der eingangs angesprochene Verschränkungseffekt erst recht spät zum Tragen kommt. Die etwas zu harte Vorderachsaufhängung kommt der des Originals sogar ziemlich nahe, das sich ebenfalls durch eine eher unruhige Vorderhand auszeichnet. Zur Ansteuerung des Dreiganggetriebes beziehungsweise dessen Servo wird in der Anleitung empfohlen, einen Proportionalkanal zu verwenden. Das ist sinnvoll, da die korrekte Einstellung auch ohne Computeranlage leichter zu treffen ist. Um beim Kreuzknüppelaggregat eine exakte Führung zu erreichen, liegen auf einem Beiblatt Schaltkulissen-Vordrucke bei. Damit kann man sich seine eigene Schaltkulisse schnell erstellen und Getriebe-schonender schalten.

Der glorreiche Ritter verlässt das Feld

Die komplette Ausstattung, eine übersichtliche Bauanleitung und ein moderater Preis weisen den Knight Hauler geradezu als Einsteigermodell aus. Fahrtregler, Lichtanlage und Fahrakku sowie Fernsteuerung fehlen noch und müssen zum Preis addiert werden. Die gefällige Optik und die solide Technik stehen einem langem Fahrspaß nicht im Wege. Lediglich die leider noch immer viel zu schnelle Motor-Getriebeabstufung dürfte den Anfänger zumindest auf engen Parcours anfangs einiges an Nerven kosten. Ob der Maßstab 1:14 und das dadurch kleinere Angebot an Zubehör und Auflieger für den Käufer eine Einschränkung bedeutet, muss jeder für sich selbst ausmachen. Mit dem Tamiya Knight-Hauler erhält der Freund amerikanischer Trucks ein hübsches Fahrzeug, das ihm schon beim Bau tiefere Einblicke in die technischen Zusammenhänge gewährt und viele schöne Stunden auf dem Truck-Parcour bescheren wird.

         

 

Technische Daten:
Länge:  614 mm                Breite: 190 mm
Radstand: 447mm             Gewicht: 3.100 g
Maßstab: 1:14                  Antrieb: 4WD
Motor: Truck-Puller          Drehmoment: 320 nm
max: 9.500 upm                Höchstgeschw.: 20 km/h